Die Welt der Psychiatrie unterteilt sich gemeinhin in Medizinisches Personal und Menschen mit psychischer Erkrankung. EX-IN-Genesungsbegleitende stellen ein verbindendes Element dar. Sie sind sowohl Profis, als auch Betroffene: Experten aus eigener Erfahrung.
Meine erste Krise mit allem was dazu gehört (PsychKG, Zwangsmaßnahmen, Geschlossene Psychiatrie) hatte ich bereits 2001. In einem Gespräch mit Ihnen verrate ich Ihnen gerne meinen ICD10/11-Code oder Diagnose, allerdings vertrete ich seit längerem die Meinung, dass diese Schubladisierung vor allem dem medizinischen System und deren Finanzierbarkeit dient und sehr wenig mit dem Menschen hinter dem Code zu tun hat. Gesundheit und Krankheit ist ein Kontinuum und kein Schwarz oder Weiß.
Menschen können mit und auch ohne Psychische Erkrankung ein glückliches, erfülltes Leben führen. Was ihnen in den meisten Fällen im Wege steht, sind gesellschaftliche Normen, die nicht selten vor allem zwischen den eigenen Ohren feststecken. Wenn wir es schaffen uns von ihnen ein Stück weit zu lösen oder sogar frei zu machen, können wir leben wie wir es gerne möchten. Das ist es, was ich unter Recovery verstehe. Egal ob wir Bürgergeld, ein Managergehalt, Sozialhilfe oder Frührente beziehen, ob wir in einer Beziehung leben, Kinder haben oder als Einsiedler leben, hauptsache wir sind zufrieden mit dem was wir haben. Hilfreich für ein zufriedenes Leben ist die Haltung des Empowerments.
Was bedeutet Empowerment und was Recovery?
„Recovery beinhaltet oft eine Transformation des Selbst, bei der man sowohl die eigenen Grenzen akzeptiert als auch
Patricia Deegan 1996
eine neue Welt von Möglichkeiten entdeckt. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Indem wir akzeptieren, was wir nicht
tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, was wir sein und was wir tun können“
Recovery bedeutet wortwörtlich so etwas wie Wiedererstarkung. Da es eine Einstellung, eine Haltung ist, beinhaltet es aber viel mehr als das. Es bedeutet sich nicht in sein Schicksal ergeben zu müssen, den Stempel des „Krankseins“ nicht zu akzeptieren, sondern für seine Rechte einzustehen. Es geht darum die Kontrolle über sein Leben wieder zu erlangen. Recovery ist ein Prozess, manchmal ein lebenslanger, da es eine Einstellung ist, ist es sowieso tief in uns verwurzelt. Es gibt immer Hoffnung, denn auch die aktuelle Krise, das aktuelle Problem geht vorbei. „Es kann ja nicht immer regnen.“ (The Crow) Wir können eine Krise als Chance begreifen, sogar als Ermächtigung.
Die Einstellung des Empowerments, einfach übersetzt Ermächtigung, ist eng mit Recovery verbunden. Wenn wir für uns, aber auch für andere einstehen, uns selbst ermächtigen, können wir eine Recovery-Reise antreten.
Es gibt viele Genesungsbegleitende, mittlerweile gibt es Recovery-Colleges, Empowerment-Colleges, viele Institutionen haben beide Begriffe fest in ihren Statuten verankert und leben beide Haltungen. Genesungsbegleitende sind so individuell, wie Menschen es sind.
Wenn gerade ich Ihr persönlicher Lebens-Reisebegleiter werden soll, zögern Sie nicht mich anzuschreiben, vielleicht finden wir ja einen gemeinsamen Weg.